Ein Hauskredit ist in vielen Fällen für Privatpersonen nach wie vor das größte finanzielle Projekt des Lebens. Dies liegt vor allem an der Tatsache, dass es um sehr hohe Summen und entsprechend lange Laufzeiten geht. Eine wichtige Stellschraube bei Baufinanzierungen stellt die Zinsbindungsfrist dar. Doch was steckt eigentlich genau dahinter? Wie lange sollte die Zinsbindungsfrist gewählt werden und wie steht diese in Zusammenhang mit anderen wichtigen Kenngrößen bei Baukrediten? In diesem Artikel werden die Fragen genauer unter die Lupe genommen und umfassend beantwortet.
Abbildung 1: Der Traum vom Eigenheim ist hierzulande weitverbreitet. Doch was sollte in Bezug auf die Zinsbindung bei der Baufinanzierung beachtet werden? Bildquelle: @ Tierra Mallorca / Unsplash.com
Was ist die Zinsbindungsfrist eigentlich genau?
Die Zinsbindungsfrist beschreibt den Zeitraum, über den die Zinsen bei einer Baufinanzierung festgeschrieben werden. Während dieses Zeitraums ist es also unerheblich, wie sich die Marktzinsen entwickeln, weil Kreditnehmer immer den vereinbarten Zinssatz zahlen. Darüber hinaus lässt sich eine Baufinanzierung während der Zinsbindung auch nicht von Kundenseite aus kündigen. Aus diesem Grund wird die Zinsbindung oft auch mit der Laufzeit einer Baufinanzierung gleichgesetzt.
Achtung: Das Ende der Zinsbindung oder Laufzeit bedeutet in vielen Fällen jedoch nicht, dass der Baukredit dann komplett abgezahlt wurde. Vielmehr verbleibt eine Restschuld, die dann über eine Anschlussfinanzierung weiterfinanziert wird.
Welche Zinsbindungsfristen sind bei einem Baukredit gängig?
Wer einen Hauskredit abschließen möchte, kann dabei zwischen verschiedenen Zinsbindungsfristen wählen. Am gängigsten sind jedoch Laufzeiten zwischen 5 und 15 Jahren. Auch die Bundesbank gibt in ihrer Zinsstatistik Durchschnittszinsen für Baudarlehen mit einer Laufzeit bis 10 Jahren und darüber hinaus an. Am häufigsten werden zudem Baukredite mit einer Zinsbindung von 10 Jahren gewählt.
Es existieren jedoch auch Kreditangebote, die eine Zinsbindung von 15, 20, 25 oder gar 30 Jahren anbieten. Deshalb ist die Zinsbindungsfrist bei langjährigen Finanzierungen wie einem Hauskredit entscheidend. Welche Zinsbindung am Ende sinnvoll erscheint, hängt von den Marktgegebenheiten und der persönlichen finanziellen Situation ab.
Welche Zinsbindungsfrist sollte gewählt werden?
Die optimale Länge der Zinsbindungsfrist für einen Hauskredit lässt sich nicht allgemeingültig festlegen. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle:
Zeitpunkt | Durchschnittszinssatz |
Januar 2010 | 4,27% |
Januar 2022 | 1,19% |
Tabelle 1: Durchschnittszinssätze für Baudarlehen mit einer 10jährigen Laufzeit, Quelle: Bundesbank
Die Zinskosten für ein Baudarlehen lagen also vor 12 Jahren unabhängig vom jeweiligen Anbieter im Durchschnitt mehr als 3 Prozentpunkte höher als heute. Aus solchen Unterschieden ergibt sich in Bezug auf die Zinsbindung folgende Empfehlung:
Zinsbindung und Anschlussfinanzierung: Was ist zu beachten?
Der Standardfall der Baufinanzierung sieht folgendermaßen aus:
Welche Aspekte sind bei einem Hauskredit noch wichtig?
Auch wenn die Zinsbindungsfrist ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Baufinanzierung darstellt, existieren noch viele weitere wichtige Aspekte:
Zinssatz | Restschuld nach 15 Jahren |
1,5% p.a. | 199.141 Euro |
2% p.a. | 195.143 Euro |
Tabelle 2: Unterschiede in der Restschuld beim Baufinanzierungsbeispiel mit 0,5 Prozentpunkten Unterschied
Die höhere Rate wurde größtenteils für die höhere Zinsen verwendet, aber auf diesem Weg konnte auch ein etwas höherer Teil der Darlehensschuld abgetragen werden. Würde nun bei einem Zinssatz von 1,5% die gleiche Rate investiert (1.000 Euro), ergäbe dies nach 15 Jahren eine Restschuld von 173.926 Euro und die Zinskosten fielen noch einmal um 2.500 Euro niedriger aus.
Daraus folgt: Mögliche Zinseinsparungen sollten immer in die anfängliche Tilgung investiert werden. Diese kann also eigentlich nicht zu hoch ausfallen. Trotzdem ist es wichtig, dass die Rate finanzierbar bleibt. Ist die gesamte Kalkulation „auf Kante genäht“, können sich daraus bei kleinen Veränderungen der eigenen Situation schnell finanzielle Probleme ergeben.
3. Eigenkapital: Je mehr, desto besser
Eigenmittel stellen eine wichtige Säule bei der Baufinanzierung dar. Dies hat zwei Gründe:
a) Geringeres Schuldenrisiko bei einem Kreditausfall
Fällt das Baudarlehen aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten aus, sorgt eine hohe Eigenkapitalquote dafür, dass die Kreditnehmer nach der Zwangsversteigerung zumindest schuldenfrei sind. Wird eher wenig Eigenkapital eingebracht, kann es passieren, dass der Erlös der Zwangsversteigerung nicht ausreicht, um die Restschuld zu tilgen. In diesem Fall würden Kreditnehmer auf weiteren Schulden sitzenbleiben.
b) Günstigere Zinsen
Die Immobilie gilt bei einer Baufinanzierung als Sicherheit und wird über eine Grundschuld beliehen. Je höher die Beleihung ausfällt (prozentual vom Kaufpreis), desto höher ist das Risiko für die Bank. Ein hohes Risiko wird jedoch oft mit Zinsaufschlägen belegt. Bei einer tendenziell niedrigeren Beleihung lassen sich hingegen günstigere Zinssätze realisieren.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass Banken in den meisten Fällen zumindest die Kaufnebenkosten (ca. 10-15% des Kaufpreises) als Eigenkapital erwarten. Baufinanzierungen ohne Eigenkapital werden nur an Personen mit einer Top-Bonität (hohes Einkommen und einwandfreie SCHUFA-Auskunft) vergeben.
4. Sondertilgungen
Sollte die finanzielle Möglichkeit bestehen, in den ersten Jahren zusätzlich zur normalen Tilgung Sonderzahlungen einzuzahlen, kann sich dies lohnen. Dafür muss der Kreditgeber dies allerdings auch zulassen. Aus diesem Grund sollten Angebote heute die Möglichkeit zur kostenfreien Sondertilgung enthalten Oft wird diese auf 5-10% der Restschuld pro Jahr festgelegt.
5. Bereitstellungszinsen
Geht es um einen Hausbau, sollte auch ein Blick auf die Bereitstellungszinsen nicht fehlen. Eine bereitstellungsfreie Zeit (ohne Zinsforderungen) von 6-12 Monaten ist heute problemlos möglich. Aus diesem Grund sollte Häuslebauer bei einem Kredit darauf achten.
Abbildung 2: Mit der richtigen Baufinanzierung wird der Traum vom Eigenheim deutlich günstiger. Bildquelle: @ Lena Balk / Unsplash.com
Zinsbindungsfrist geschickt wählen und dabei sparen
Unter dem Strich lässt sich festhalten, dass die Zinsbindungsfrist tatsächlich ein wichtiger Faktor im Bereich der Baufinanzierungen darstellt. Wird die Zinsbindung in Bezug auf das allgemeine Zinsniveau und die eigene finanzielle Situation sinnvoll gewählt, lassen sich die Kosten eines Baukredits tendenziell niedriger halten. Darüber hinaus sind jedoch auch Faktoren wie der Zinssatz, die anfängliche Tilgung, mögliche Sondertilgungen und das Eigenkapital zu berücksichtigen.