Modernes Wohnen muss vor allem eines sein: Individuell. In Berlin, der deutschen Hauptstadt der Individualität und Kreativität, sind umgebaute Fabriketagen beliebter denn je – und zwar sowohl als Wohn- wie auch als Gewerbeimmobilie. Die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) spricht bei ihrer Entwicklungsanalyse für 2016 davon, dass die Mieten bei innerstädtischen Fabriketagen auf über 12 Euro pro Quadratmeter gestiegen sind und in guten Lagen für kleinere Flächen Mietpreise von bis zu 7,50 Euro pro Quadratmeter möglich sind. Grund für die steigende Nachfrage sei die Kreativ- und Medienbranche, die in Berlin schon immer stark vertreten ist.
Ein alter Wohntrend, der zunehmend an Beliebtheit gewinnt
Alte Fabrikgebäude als extravagante Wohn- oder Geschäftsräume sind außerhalb Deutschlands schon mindestens seit den 1940er Jahren ein Trend. In London oder New York gelten umgebaute Fabriketagen und Loft-Apartments im Industriestil gestern wie heute als der Inbegriff individuellen Wohnens für Künstler und Kreative. Auch dynamische Unternehmen aus der Gründerszene nutzen die meist großzügigen Immobilien gerne als Firmensitz oder Großraumbüro – je einzigartiger das Objekt, umso besser.
Lofts in Berlin – Ein Markt, der noch nicht voll ausgeschöpft ist
Berlin verfügt über jede Menge Bausubstanz und Immobilien, die zwar noch nicht alle ausgebaut sind, aber dafür in Zukunft saniert auf dem Immobilienmarkt umso begehrter sein werden. In der deutschen Hauptstadt waren alte Fabrikanlagen und Produktionsstätten, die teilweise noch aus der Gründerzeit stammen, lange Zeit ungenutzt und verfielen daher. Während andere Städte in Deutschland solche Industrieruinen oft abgerissen haben, blieben sie in Berlin – auch aufgrund der besonderen politischen Lage – oft einfach stehen. Und nun erwachen sie zunehmend aus ihrem Dornröschenschlaf. Nach dem Mauerfall nahm das Interesse an den großzügigen Backsteinanlagen und dem extravaganten Retrochic der Gebäude stark zu.
Fabriketagen haben alles, was Kreativen und Start-ups gefällt
Groß, hell, hoch und mit dem rauen Charme des Industriedesigns eines vergangenen Jahrhunderts – Fabriketagen sind nicht nur Unternehmen und Gründer als Büroräume attraktiv, sondern auch als Wohnimmobilie für Privatleute. Tom Friemel von morespace in Berlin weiß, wie gefragt die ästhetischen und architektonischen Besonderheiten der sanierten Industrielofts mit ihren Backsteinmauern und Stützkonstruktionen aus Metall bei den Interessenten sind: „Viele Lofts lassen sich multifunktional nutzen und befinden sich in direkter Citylage. Dadurch sind sie perfekt ans öffentliche Nahverkehrsnetz angeschlossen und für Interessenten dadurch noch attraktiver.“
Gewerbehöfe als attraktives Arbeitsumfeld
In Berlin gibt es zahlreiche Gewerbehöfe und sanierte Industriekomplexe aus dem 19. Jahrhundert, in die längst neues Leben eingezogen ist. Eines der neueren Beispiele ist das Schultheiss Quartier in Moabit, das sich in einer ehemaligen Brauerei befindet. Dort entstehen bis 2018 nicht nur Büros, sondern auch Shopping-, Gastronomie- und Entertainment-Angebote. Diese Diversität ist häufig in solchen Objekten zu finden: Mehrere branchenverwandte Unternehmen finden sich häufig an einer Stelle und prägen das städtische Umfeld ganz neu mit.
Neue Fabriketagen in neuen Gewerbehöfen
Eine zentrale Lage ist auch bei Fabriketagen gefragt, die als Gewerbeimmobilie genutzt werden. Das wirkt sich auf den Peis aus. Gerade kleinere und jüngere Unternehmen aus der Start-up-Szene mieten sich daher zunehmend in Fabriklofts in B- oder C-Lagen ein, die dasselbe attraktive Ambiente bieten, aber günstiger sind. Das Quartier Am Speicher in einem ehemaligen Palmkernölspeicher in Stralau oder die Dittmann Höfe in einer ehemaligen Fahrzeugfabrik in Reinickendorf sind zwei Beispiele von vielen, auf einem Markt, der noch viel Potenzial hat.
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